Leuchtende Augen ist was ich will!
Einen Tag später – haderte ich. Ich hadere mit meinem überschnellen Einverständnis, ihm die Chance zur Überlegung zu geben. Dazu muss man die folgende kleine Geschichte kennen: Vor einigen Jahren war ein Werk von mir das begehrte Objekt von zwei Parteien: Ein junges Päärchen, das augenscheinlich auf der Suche nach Dekoration war und sich vor eben jenem Werk über farbliche Stimmigkeit zum Rest der Einrichtung unterhielt. Der Preis war für die beiden auch kein Thema. Er ging schlichtweg nur darum, ob meine Kunst die Farbgebung des Raumes unterstützen würde- den Sinn hinter dem Werk haben die beiden gar nicht ergründet. Sie verabschiedeten sich mit der Aussage, gleich nochmal wiederzukommen, falls sie eine Entscheidung getroffen hätten.
Hütet euch vor dem “WIEDERKOMMEN”
Zeitgleich lief immer wieder eine junge Frau vorbei, stand vor dem Werk, betrachtete es liebevoll, warf mir ab und zu schüchterne Blicke zu , lächelte und verschwand wieder. Nach der dritten Runde hielt ich sie auf. Ob sie Interesse an dem Werk hätte, fragte ich. Ja, sagte sie, und meinte:
” Ich weiß, dass dieses Bild das Lieblingswerk meiner Freundin ist, sie hat es lange vorher schon im Internet gesehen, und jetzt hier live. Sie ist fasziniert! Meine Freundin ist etwas ganz besonderes für mich, sie war für mich da, als es mir sehr schlecht ging, und ich würde es ihr gerne schenken. Weil ich mich mit etwas ganz Besonderem dafür bedanken möchte. Aber ich kann es mir einfach nicht leisten.”
Wieviel sie denn geben könnte, habe ich sie gefragt. Sie nannte mir eine Summe, die wirtschaftlich betrachtet nicht wirklich Sinn machte. Doch das interessierte mich nicht: “Kommen Sie nachher vorbei – ich verpacke es in der Zwischenzeit.”
Die Augen vergesse ich niemals, das erst ungläubige Staunen, dann das Leuchten des Verständnisses dafür, was gerade passierte, das unerwartete Glück, das blitzt. Man konnte es förmich sehen, was sich in diesem Moment in ihr abspielen musste: Ihre Überraschung für die Freundin – und deren Leuchten spiegelte sich gerade in ihren Augen. Die reinste Form von Zufriedenheit überkam mich in dieser Sekunde. Unbezahlbar!
Das andere Päärchen kam später tatsächlich und war erbost, dass das Werk mit einem roten Punkt versehen war. Aber mir ging es gut – sehr gut sogar. Weil ich wusste, ich habe genau die richtige Entscheidung getroffen. Weil ich leuchtende Augen produziert habe. Weil jemand meine Arbeit und mein Können wertschätzte, indem sie meine Kunst kaufte und weiter verschenkte.
LEBEN REGELT – VERTRAUE
Zurück zu unserem Basar-Interessenten. Der meldete sich dann Tage später per Textnachricht, er könne die Werke jetzt eh nicht kaufen, er hätte einen Heizungsschaden, der es ihm nicht erlaube, sein Geld für Kunst auszugeben. Ich muss sagen: Gott sei Dank!